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1000 Jahre Europäer in Amerika

Mannheimer Forscher datieren als Teil eines internationalen Teams zum ersten Mal die früheste Aktivität von Europäern in Amerika.

Wikinger waren bereits im Jahr 1021 n. Chr. in Nordamerika aktiv. Das zeigt eine Studie eines internationalen Forscherteams unter der Beteiligung des Curt-Engelhorn-Zentrums Archäometrie aus Mannheim. Dies ist das früheste und erstmals genau bekannte Datum, an dem sich nachweislich Europäer vor der Ankunft von Kolumbus im Jahr 1492 n. Chr. in Amerika aufhielten.

Abb. 1: Holzstück Black Duck Brook, Foto: M. Kuitems

Mit ihren ikonischen Langschiffen segelten die Wikinger über große Entfernungen. Im Westen gründeten sie Siedlungen auf Island, Grönland und schließlich in L’Anse aux Meadows, Neufundland, Kanada. Wann diese ersten transatlantischen Aktivitäten stattfanden, ist jedoch unklar geblieben. Nun zeigen die Wissenschaftler unter Leitung der Universität Groningen, dass Europäer bereits 1021 n. Chr. in Amerika waren. Dieses Datum markiert nun den frühesten bekannten Zeitpunkt, an dem der Atlantik überquert wurde und die Migration der Menschheit schließlich den gesamten Planeten umspannte.

Bisherige Datierungsversuche der Anwesenheit der Wikinger in Amerika haben sich stark auf isländische Sagen gestützt. Diese zunächst mündlich überlieferten Geschichten wurden erst Jahrhunderte nach den darin erzählten Ereignissen niedergeschrieben und können somit nicht für eine genaue Altersbestimmung herangezogen werden. Die Sagen sind zwar widersprüchlich und bisweilen phantastisch, aber sie legen auch nahe, dass es sowohl gewalttätige als auch freundschaftliche Begegnungen zwischen den Europäern gab.

Für eine naturwissenschaftlich basierte Altersbestimmung nutzten die Wissenschaftler Holzstücke dreier Bäume aus archäologisch den Wikingern zuzuordnenden Kontexten in Kanada. Alle drei Holzstücke wiesen deutliche Spuren von Schnitten mit Metallklingen auf – ein Material, welches von der einheimischen Bevölkerung nicht hergestellt wurde.

Ein Magazin mit 14C-Proben an der Probenschleuse des AMS Beschleunigers, Foto: CEZA, R. Mager

Das genaue Jahr konnte bestimmt werden, weil sich 992 n. Chr. ein massiver Sonnensturm ereignete, der ein deutliches Signal im Radiokohlenstoff (C-14) der Baumringe des folgenden Jahres erzeugte. Der signifikante Anstieg der Radiokohlenstoffproduktion zwischen 992 und 993 n. Chr. kann in Baumringarchiven auf der ganzen Welt festgestellt werden und damit zur hochgenauen Datierung dienen. Jedes der drei Holzobjekte wies dieses Signal 29 Wachstumsringe (Jahre) vor der äußeren Baumrinde auf und erlaubt die Schlussfolgerung, dass die Fällung der Bäume im Jahr 1021 n. Chr. stattfand. Genau 1000 Jahre vor heute.

Details unter nature.com:
www.nature.com/articles/s41586-021-03972-8