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An ARTery of EMPIRE

Innerhalb des interdisziplinären Projektes thematisieren die am CEZA durchgeführten Untersuchungen die Ernährung von Menschen aus kolonialzeitlichen und prähispanischen Kontexten sowie ihre Veränderungen zu Lebzeiten.

  • Laufzeit: 01.09.2016 – 20.02.2020
  • Förderer: Deutsche Forschungsgemeinschaft
  • Partner: Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg

Der schmale Isthmus von Panama, der den Atlantischen und den Pazifischen Ozean sowohl teilte als auch verband, war ein strategischer Knotenpunkt des spanischen Reiches und ein entscheidender Ort für die frühneuzeitliche Globalisierung im 16. und 17. nachchristlichen Jahrhundert. In Alt-Panama trafen Menschen und Güter aus vier Kontinenten aufeinander. Deshalb bietet die Stadt eine außergewöhnliche Möglichkeit, die oft asymmetrischen Auswirkungen kultureller und kommerzieller Kontakte zu untersuchen.

Beteiligte Personen: Dr. Bethany Aram, Eva Manzano Pérez, Aurelio López Fernández, Daniel Muñiz Amian, Jorge Díaz Ceballos, Dr. Alejandro García Montón, Dr. Amelia Almorza Hidalgo (Universidad Pablo de Olavide Sevilla, Spanien), Dr. Juan Guillermo Martín Rincón, Iosvany Hernández-Mora, Dr. Javier Rivera (Universidad del Norte, Kolumbien), Dr. Alessandro Achilli, Marco Rosario Capodiferro (Università di Pavia, Italien).

Spanische und verschiedene andere europäische Interessen in der Region sowie ein Zustrom afrikanischer Sklaven und asiatischer Waren haben ein einzigartiges materielles Erbe hinterlassen, das das Projekt mit einem interdisziplinären Forschungsansatz erschließt. Die Untersuchung von Schriftquellen, Knochen, Zähnen und Artefakten bietet tiefe Einblicke in die kulturellen und biologischen Auswirkungen der frühen Globalisierung und offenbart Überlebensstrategien verschiedener Gruppen. Dazu gehören Ernährungsumstellungen, Profitstreben sowie die Entwicklung lokaler Produktion und überregionaler Handelsnetze. Das Projekt verbindet historische, archäologische und archäometrische Methoden zur Erforschung von Menschen und Waren aus Europa, Amerika, Afrika und Asien, die auf dem Isthmus von Panama während des 16. und 17. Jh. zusammengekommen sind. Es umfasst Archivarbeit, archäologische Ausgrabungen, anthropologische Untersuchungen sowie Isotopenanalysen von Strontium, Sauerstoff, Kohlenstoff und Stickstoff und die Untersuchung alter DNA. Die interdisziplinäre Herangehensweise stellt sowohl eurozentrische als auch hispanophobe Interpretationen der Auswirkungen der Eroberung Amerikas und der frühen Globalisierung in Frage. Das Projekt verfolgt einen kontextualisierenden, interdisziplinären und qualitativen Ansatz zur Charakterisierung des kulturen und kommerziellen Austauschs.

Report

Innerhalb des interdisziplinären Projektes thematisieren die am CEZA durchgeführten Untersuchungen die Ernährung von Menschen aus kolonialzeitlichen und prähispanischen Kontexten sowie ihre Veränderungen zu Lebzeiten. Weiterhin widmen sie sich der Unterscheidung von in Alt-Panama bzw. auf dem Isthmus aufgewachsenen Personen (mögliche Vertreter der einheimischen Population oder Folgegenerationen von Zuwanderern) und der ersten Generation von Neuankömmlingen. Darunter sind afrikanische Sklaven, europäische Kolonialisten, Menschen aus anderen Teilen Amerikas und möglicherweise sogar Asiaten. Dazu werden Zähne und Knochen menschlicher Bestattungen sowie Vergleichsproben von Tieren untersucht. Proben von 37 Individuen aus dem Bereich der Kathedrale und einem Friedhof südlich des zentralen Platzes repräsentieren kolonialzeitliche Kontexte, während ca. 25 Individuen aus verschiedenen prähispanischen Fundstellen stammen.

Von jedem Skelett wurde der Zahnschmelz von zwei Zähnen beprobt, von denen einer die frühe Kindheit und der andere die spätere Kindheit bzw. das Jugendalter repräsentiert. Außerdem wurde von jedem Individuum eine Knochenprobe entnommen. An allen diesen Proben erfolgen Multi-Element-Isotopenanalysen. Für Zahnschmelzproben umfassten diese Strontiumisotopenanalysen, Isotopenanalysen des phosphatisch und karbonatisch gebundenen Sauerstoffs, sowie Kohlenstoff-Isotopenanalysen. Für Knochenproben wurde die Isotopenzusammensetzung von Kohlenstoff und Stickstoff im Kollagen, sowie die Isotopenzusammensetzung des Kohlenstoffs und Sauerstoffs im Bioapatit bestimmt.

Die Daten werden mit den Ergebnissen der Alters- und Geschlechtsbestimmungen, Hinweisen auf artifizielle Modifikation der Zahnkronen der Schneidezähne und morphologischen Charakteristika der Schädel, sowie den Resultaten von aDNA-Analysen zusammengeführt. Ein wichtiges Werkzeug bei der Interpretation der Analysedaten ist eine umfangreiche Sammlung von Vergleichsdaten aus der Literatur, die in die Isotopendatenbank Isomemo.com integriert werden.

Alle Ergebnisse der Isotopenanalysen an Knochen und Zähnen zeichnen sich durch eine beachtliche Variabilität aus. Sie zeugen von unterschiedlichen Nahrungsgrundlagen während der Kindheit und im Erwachsenenalter, sowie — bei einigen Individuen — von fundamentalen Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten im Laufe ihres Lebens. Auch die Strontium- und Sauerstoff-Isotopendaten sprechen für Personen, die aus Regionen mit unterschiedlichen geologischen bzw. klimatischen Bedingungen stammen. Damit bestätigt die Analytik die schriftliche Überlieferung über Alt-Panama als Schmelztiegel einer multikulturellen Bevölkerung. Die an Knochen und Zähnen erhobenen Daten bezeugen die Nutzung der Kathedrale als Bestattungsplatz für Menschen diverser Bevölkerungsgruppen, darunter auch mutmaßliche Sklavinnen und Sklaven afrikanischen Ursprungs.